Daily Painting

Daily Painting ist für mich eine sehr motivierende Methode, um lockerer im Malen zu werden und den eigenen Perfektionisten in Schach zu halten. Mitte 2019 habe ich damit begonnen und kehre phasenweise dahin zurück.

Ausgangssituation

Bevor ich mit dem Daily Painting angefangen habe, hatte ich immer wieder folgende Situation: Ich stand vor der großen weißen Leinwand und hatte ein tolles Projekt im Kopf, das ich künstlerisch umsetzen wollte. Und natürlich sollte es gelingen, es sollte – adäquat zur Größe der Leinwand – toll werden. Der innere Kritiker und Perfektionist war also stets dabei. Spaß und Freude am Malen wandelten sich so schnell in Frust. Heute gehe ich damit ganz anders um und lasse mir auch von meinem inneren Kritiker bei großen Leinwänden nicht den Spaß am Malen verderben. Doch dazu brauchte es für mich erst viele Bilder vom Daily Painting.

Dungarvan, Acryl, 18×24 cm

Was ist das Daily Painting?

Das Daily Painting geht auf dem amerikanischen Künstler Duane Keiser zurück. Er hat angefangen, jeden Tag kleine Bilder zu malen. Diese kleinen Bilder hat er fotographiert und – statt in einer Galerie vor Ort – online verkauft. Damit war er sehr erfolgreich, so dass auch andere Künstler damit anfingen. Zunächst war es eine Bewegung in den USA, inzwischen weltweit und auch in Deutschland gibt es immer mehr Daily Painter.

Daily Painting bedeutet das regelmäßige, fast tägliche Malen in kleinen Formaten (z.B. 15x15cm oder 20x20cm). Anders als die direkte Übersetzung vermuten lässt, geht es nicht darum, wirklich jeden Tag zu malen, sondern seinen eigenen Rhythmus des regelmäßigen Malens zu finden. Als Motive werden vor allem Alltagsgegenstände gewählt, zum Beispiel einfache Stillleben, kleine Tierportraits, Blumen. Viele Daily Painter haben sich auf der Plattform Daily Paintworks zusammengeschlossen und zeigen dort ihre Arbeiten.

Weißes Pferd, Acryl, 20x20cm
Tomaten, Acryl, 20x20cm
Waldspaziergang, Acryl, 20x20cm

Meine Erfahrungen

Mitte 2019 habe ich mit dem Daily Painting angefangen und inzwischen sind über 200 kleinformatige Bilder entstanden. Dabei habe ich verschiedene Motive ausprobiert – Alltagsgegenstände, kleine Landschaften, Tiere, Menschen, Blumensträuße, Blick aus dem Fenster… Herausfordernd empfand ich dabei, fast täglich neue Motive zu finden. Daher habe ich meine Urlaubsbilder durchstöbert und mir eine kleine Motivsammlung zurecht gelegt. Meine Formate sind allerdings etwas größer als das typische 15x15cm Format der Daily Painter. Lieber habe ich zu einem etwas größeren Pinsel gegriffen und mit Formaten ab 20x20cm bis hin zu 30x40cm gearbeitet. Die meisten Bilder sind in Acryl entstanden, später ein paar auch in Aquarell.

Damit ich die Perfektionsfalle für die kleinen Bilder umgehe, habe ich mir außerdem ein zeitliches Limit gesetzt. Am Anfang habe ich maximal 1 Stunde mir pro Bild genommen. Das fühlte sich recht sportlich an und hat mich wirklich weg gebracht von dem inneren Kritiker. Ich habe mir dabei gesagt: Wenn ein Bild nicht gelungen ist, dann male ich morgen einfach das nächste. Später als ich lockerer wurde, habe ich mir eher 2-3h pro Bild gegönnt.

Wenn ein Bild nicht gelungen ist, dann male ich morgen einfach das nächste.

Für mich ist das Konzept vom Daily Painting sehr spannend und ich kann es nur weiterempfehlen. Ich habe mich selbst durch die verschiedenen Motive und Techniken durchgeführt und viel daraus gelernt. Bei der Vielzahl an Bildern lernt man sich selbst besser kennen und merkt, wo die eigenen Schwächen und Stärken liegen bzw. was innerhalb der Komfortzone ist und wo die Herausforderung beginnt. Von Bild zu Bild verschiebt sich dann eine kleines Stückchen diese Grenze. Schnell merkt man, was Spaß macht und welche Motive oder Techniken nur zum Lernen da sind.
Ich habe auch mehr Gelassenheit gegenüber meinen Fehlern entwickelt und das Malen selbst in den Fokus gerückt. Die kleinen Bilder und damit zeitliche Limitierungen lassen sich gut in den Alltag integrieren – Abends eine Stunde nach Feierabend oder direkt morgens nach dem Aufstehen. Dadurch habe ich deutlich mehr Malpraxis gewonnen als würde ich nur an großformatigen Arbeiten sitzen. Auf der anderen Seite ist nach einiger Zeit bei mir ganz von allein die Lust an großformatigen Arbeiten wiedergekommen. Ich wollte mich auch mal wieder in ein Werk stärker vertiefen. Das finde ich völlig okay. Inzwischen sind es einfach verschiedene Phasen, in denen mal mehr die kleinen oder mehr die großen Formate in meinen Fokus rücken.

Durch die Vielzahl an beendeten, kleinformatigen Bildern wächst auch das künstlerische Selbstvertrauen: Es sind vollendete Bilder! Die Vollendung ist sehr motivierend! Und so entsteht ein positiver Kreislauf an Motivation und Freude am Malen.